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Chronik

SAB Im Grüt

Chronik der Institution

Verfasst 2015 von Markus Zellweger anlässlich des Jubiläumfests „40 Jahre Trägerverein Im Grüt“

 

1. Vorgeschichte

An der Strehlgasse 7-9 in Herrliberg, im ehemaligen Restaurant "Weinhalde", bestand seit 1943 ein privates Sonderschulheim für praktisch bildungsfähige Kinder, das "Kinderheim Bäschlin".

 

Im Schuljahr 1962/63 übergab das Gründerpaar Pfarrer Bäschlin die Leitung des Heims an das junge Ehepaar Linders. Zusammen mit den ersten Mitarbeitern erarbeitete die neue Leitung ein langzeitliches Konzept für Heim und Sonderschule, das sich an der Pädagogik Rudolf Steiners orientierte. Da es immer schwieriger wurde, die aus der Schule austretenden Schüler/innen weiter zu vermitteln, wurde durch die Heimleitung ein Werkjahr sowie die Möglichkeit einer internen beruflichen Eingliederung geschaffen. Von nun an war das "Grüt" kein reines Kinderheim mehr und die jungen Menschen konnten auch als Erwachsene in der Heimgemeinschaft bleiben.

 

2. Das Verein-Gründungsjahr 1975

1975 beabsichtigte der damalige Besitzer der Liegenschaft, diese zu verkaufen und kündigte das bestehende Mietverhältnis. Um die Weiterführung der Institution zu sichern, war es unumgänglich, dass die Häuser samt Umgebung durch die Nutzer selbst erworben wurden.

 

Um dies überhaupt zu ermöglichen und die notwendigen Mittel zum Kauf von Kanton und Bund zu erhalten, wurde in aller Eile am 8. März 1975 der Verein "Heilpädagogi­sches Kinderheim und Bildungsstätte im Grüt" gegründet. Er umfasste 25 Mitglieder und erster Präsident wurde der Architekt Josef Räschle. An der Gründungsversamm­lung wurden neben dem Präsidenten vier weitere Vorstandsmitglieder gewählt und die Statuten genehmigt. Diese Statuten sahen als Zweck des Vereins von Anfang an die Gründung und Führung einer Arbeits- und Bildungsstätte für - wie es damals hiess - schulentlassene Zöglinge der Sonderschule für praktisch Bildungsfähige vor.

Im gleichen Jahr folgten weitere Schritte:

1. Am 1. Juli 1975 erfolgte der Kauf der Liegenschaft für 1.25 Millionen Franken (inkl. Inventar). An den Kosten beteiligten sich Bund und Kanton mit je einem Drittel, der Rest wurde durch eine Hypothek gedeckt.

2. Das Projekt für die dringend notwendige Sanierung des Wohnheims, welches aus Gründen des Ortsbildschutzes nicht abgerissen werden durfte. Die Sanierung begann bereits im Sommer 1975 und wurde ebenfalls durch Beiträge von Bund und Kanton finanziell unterstützt.

 

3. Die Bewohner/innen des "Grüt"

Bei der Vereinsgründung bewohnten insgesamt 26 Schülerinnen und Schüler das Wohnheim, nämlich 6 in der Unterstufe, und je 10 in der Mittel- und Oberstufe. Betreut und unterrichtet wurden diese Bewohner/innen durch lediglich sieben Personen und zwei Praktikant/innen, darunter neben dem Heimleiterehepaar Peter und Elisabeth Linders die langjährigen Mitarbeiterinnen Kathrin Hügli und Jutta Metz.

 

Die Bewohner/innen besorgten neben dem Unterricht alle im Heim anfallenden Arbeiten wie Zimmer putzen, Wäsche besorgen, Küchen- und Hausarbeit. Deshalb konnte auf Hilfspersonal verzichtet werden.

 

Einen wichtigen Teil im Tagesablauf des Heims nahmen schon damals gestalterische Arbeiten im textilen und handwerklichen Bereich ein, dazu die vielfältigen Arbeiten im Garten. Ebenfalls gepflegt wurde der Musik- und Kunstunterricht sowie später auch Eurythmie und Turnen.

 

4. Eine kurze Vereinsgeschichte

In den ersten Vereinsjahren herrschte eine grosse Aktivität. Schon bald nach der Vereinsgründung wurde ein weiteres Projekt in Angriff genommen, da das Heim für die Bewohner zu wenig Platz bot. Geplant war ein Erweiterungsbau, der Arbeits- und Wohnraum für ca. 26 - 30 Bewohner schaffen sollte. 1977 wurde das Subventions­gesuch eingereicht und der Bauauftrag an die Architekten Erni und Gysel übergeben. Unterdessen war der gesamte Vereinsvorstand abgewählt und ein neuer Vorstand unter dem Präsidenten Dr. med. Georg Hablützel eingesetzt worden.

 

1980 konnte der Erweiterungsbau nach einjähriger Bauzeit bezogen werden. 1979 verliess Frau Christel Schneider das Heim nach 14 Jahren und übernahm die Leitung des Heims "Sunnerain" in Uetikon. 10 Jahre nach der Gründung zählte der Verein bereits ca. 60 Mitglieder und im Heim wurden insgesamt 27 Kinder, Jugendliche und Erwachsene betreut.

 

Das Wachstum sowie die Veränderung des Heimkonzepts bedingten einen weiteren Neubau, das heutige "Lindenhaus", das 1990 bezogen werden konnte. 1992 trat Dr. Hablützel nach 15 Jahren als Präsident zurück. Ihm folgte der Heimarzt Dr. Martin Schwarzenbach. Nach weiteren 10 Jahren wurde dieser durch den heutigen Präsi­denten Markus Zellweger ersetzt. In diesen Jahren der Konsolidierung entwickelte sich das Heim unter der fürsorglichen Leitung von Peter und Elisabeth Linders kontinuierlich weiter zu einem Ort, an dem man gerne wohnte und arbeitete. Dies zeigte sich nicht zuletzt auch darin, dass sowohl bei den Bewohnern wie beim Betreuungsteam wenige personelle Veränderungen stattfanden.

 

Zu Beginn dieses Jahrhunderts traten dann neue Herausforderungen an die Institution heran. Regelmässig musste sich das Heim nun auditieren lassen. Den Auftrag dazu gab der Vorstand der "Confidentia", die diese Aufgabe nach dem Konzept "Wege zur Qualität" nun periodisch durchführte. Einen weiteren Einschnitt in die Vereinsgeschichte bedeutete der altersbedingte Rücktritt des Heimleiterehepaars Linders nach 42 Jahren auf Ende 2005. Im jungen Ehepaar Johannes Metz und Maja Seifert Metz fand der Vorstand die geeignete Nachfolge, die nun bereits knapp 10 Jahre erfolgreich die Geschicke des Heims leitet.

 

Einige Veränderungen im Heimalltag sind seither erfolgt. Ohne Anspruch auf Vollstän­digkeit sei der personelle Bereich erwähnt in Bezug auf die Anzahl Mitarbeiter/-innen sowie die Präsenzzeiten. Bei den Bewohnern ist die grössere Mitsprache, die generelle Unterbringung in Einzelzimmern sowie die Schaffung von Wohngruppen zu erwähnen, wie auch die vermehrte Unterstützung in der Gestaltung von Ferien und Freizeit.

 

5. Das "Grüt" heute

Der 40-jährige Verein "SAB im Grüt" zählt aktuell 58 Mitglieder. Im Vorstand vertreten sind neben dem Präsidenten fünf weitere Mitglieder sowie die Heimleitung.

Nach über 40 Jahren zeigt sich das Heim "Im Güt" als anerkannte und gesunde Institution, die ihren Platz in der Gesamtheit der Institutionen für Menschen mit einer Behinderung gefunden hat. Die liebevoll eingerichteten Wohn- und Werkstattgebäude bieten den 22 betreuten Erwachsenen ein gutes Lebens- und Arbeitsumfeld.

 

Mittlerweile besteht das Team aus 20 Mitarbeitenden und Auszubildenden, die gemeinsam mit den Bewohnern den Lebens- und Arbeitsalltag gestalten. Die Ausbildung von angehenden Sozialpädagogen wird im Grüt intensiv gepflegt und ermöglicht einen gelingenden Wissens- und Erfahrungstransfer zeitgenössischer Sozialpädagogik in den Grütalltag. Das Grüt arbeitet mit verschiedenen Ausbildungsstätten zusammen und die Studierenden können hier ihren Praxisteil absolvieren.

 

Im Zentrum des Grütlebens steht die individuelle Förderung und Begleitung der Bewohner. Sie wird durch ein vielfältiges Angebot an (kunsthandwerklichen) Arbeiten in den Holz-, Keramik- und Textil­werkstätten, im Obst- und Gemüsegarten sowie in Küche, Haushalt und Wäscherei erreicht. Ein reichhaltiges Therapieangebot unterstützt und fördert die Bewohner. Neben den verschieden externen Kurs- und Sportangeboten für die Bewohner nehmen die vielfältigen kulturellen internen Angebote einen wichtigen Platz im Gemeinschaftsleben ein. Regelmässige Theater-, Musik- sowie Eurythmieaufführungen, Arbeitswochen im Tessin sowie Ferienaufenthalte im Ausland bringen Abwechslung in den Heimalltag.

 

An den verschiedenen Märkten oder direkt bei uns Im Grüt können Sie die hergestellten Produkte über das Jahr beziehen. Besucher sind herzlich willkommen, sich selbst ein Bild vom Grüt zu machen.

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